SMK -03- Rebels vs Canes

Sunday-Evening-TV-Edition

The Kick-Off:

Note: Ich war heute nicht mit in Berlin. Dafür gibt es viele Gründe: Ich bin faul, arm und fahre nicht gerne Auto. Nur so als Beispiel. Der eigentliche Grund liegt in meiner Planung. Das Jahr hätte anders verlaufen sollen, aber manchmal kommt einen halt das Leben dazwischen. Daher gibt es dieses Jahr die meisten Auswärtsspiele als „Couch-TV-Edition“. Wenn ihr im Stadion wart, teilt doch gerne Eure Erlebnisse in den Kommentaren.

Wenn die Schiedsrichter dir einen Touchdown vom Scoreboard nehmen weil jemand zu früh abgepfiffen hat, wenn drei Punts geblockt und zwei davon direkt zu Touchdowns  werden und wenn man dann noch einen Haufen unnötiger Strafen kassiert, wird man wohl kein Footballspiel gewinnen.  Hat man auch nicht. Und das tut umso mehr weh, als man durchaus eine Chance hatte die Heimreise mit einer Bilanz von 2-2 anzutreten, statt mit 1-3. Aber der Reihe nach.

Die Football-Götter sind manchmal hart, aber sie sind selten wankelmütig. Als Tom Brady im AFC Championship Game 2017 bei einem 3&18 einen Pass auf Julian Edelman für 20 Yards vervollständigte dachte ich mir nur: „Schade Jags, aber ihr könnt aufhören. Das Spiel ist verloren.“ Das es zu dem Zeitpunkt 20:10 für Jacksonville stand und nur noch 10 Minuten auf der Uhr waren, egal. Die Football-Götter hatten entschieden und nur die Patriots konnten gewinnen. So war es denn auch. Sicher, irgendwie hatte Brady und Belichick bestimmt auch einen Anteil daran, aber ich war nach diesem Pass absolut sicher, dass die machen können was sie wollen, sie würden gewinnen.

So ging es mir auch heute, als der glücklose Referee den Zuschauern im Mommsen-Stadion und am Stream erzählen musste, dass Kiel gerade keinen Fumble-Return-Touchdown erzielte, da ein Schiedsrichter den Spielzug „unbeabsichtigt“ abgepfiffen hatte. In einem GFL Spiel bekommt man nur eine gewisse Anzahl an Chancen. Nicht viele, gerade auswärts. Und einfach so einen perfekten Start zunichte gemacht bekommen, ist hart zu schlucken, gerade für ein so junges Team.

Dennoch schlug man sich tapfer, zumindest bis zur Halbzeit. 7:3 stand es da für die Rebels, welche nur einen Touchdown durch einen QB-Keep bei 4th&Goal erzielen konnten. Benedikt Englmann verkürzte durch das erste erfolgreiche Field-Goal der Saison, verpasste aber nach einem schlechten Snap den zweiten Kick. Es hätte durchaus auch 7:13 für Kiel stehen können.

Die zweite Halbzeit begann grauenvoll. Nicht nur für die Canes, sondern auch für mich persönlich. Mein Nachbar fing an zu singen. Oder rappen. Oder zu schreien, als wenn er gerade gequält werden würde. Es klingt jedes Mal furchtbar. Ja, er macht das öfters!

Das Grauen nahm seinen Lauf. Man versuchte zu punten. Mehrfach. Nachdem man in der ersten Halbzeit bei einem geblockten Punt noch Glück hatte und sogar den Ball erobern konnte, wurden hier zwei Kicks direkt zu Touchdowns gemacht. Dazu ein langer Pass über die Mitte (schöner Fang allerdings) und ein Lauf, den man auch gerne wegen eines tiefen Blockes zurückpfeifen hätte können. End of Game.

Fast jedenfalls. Mit der Beharrlichkeit und der Ausdauer meines Deutsch-Rap-zelebrierenden Nachbarn war es wie mit der Offense der Canes. Nicht gut angefangen. Aber im Gegensatz zum Badewannen-Gangster nebenan wurde es in der zweiten Halbzeit deutlich besser. Julian Ampaw war wieder das Arbeitstier, Lukas Rehder bleibt einer der besten deutschen Wide Receiver und CJ Davis macht die spektakulären Dinger in der Endzone. Das war gut. Und die Defense hat nur drei Touchdowns zugelassen, davon auch nur zwei nach langen Drives. Das war auch gut. Solche Dinger kann man auch mal gewinnen. Wenn die Football-Götter es zulassen. Heute war dies leider nicht der Fall. Andere Tage werden kommen, so sicher wie das Gebrülle von nebenan.

Booming Punts:

Ja, Punts waren heute ein Knackpunkt. Wobei es wohl nicht so sehr an den Punts selber lag, sondern eher an den Long Snaps. Und dem Schutz von Louis Müller. Beim ersten Block-Touchdown war der Snap so langsam, dass die Verteidiger schon 4m hinter Line waren, bevor Müller überhaupt den Ball hatte. Beim zweiten TD war der Snap zu tief. Richtig Doofe Fehler. Insbesondere doof, weil der erste Punt der mit weitem Abstand beste der Saison war. Hätte etwas höher sein können, aber toller Roll bis zur -11 Yard-Line. So soll es sein. Ich bin mir sicher, Punt Protection wird diese Woche ein großes Thema im Training sein, denn Köln guckt ja auch den Gamefilm.

Darin Hungerford durfte heute spielen, obwohl er nach seinem fraglichen Targeting-Call (siehe SMK 02) eigentlich hätte gesperrt sein müssen. Man sieht: Manche Sachen werden auch im deutschen Football richtig gemacht. Nach Auswertung des Filmmaterials wurde seine Sperre aufgehoben. Bringt ihn auch nicht zurück aufs Feld gegen die Crocodiles, aber es wäre wirklich eine schreiende Ungerechtigkeit gewesen, hätte er auch noch das Spiel gegen die Rebels aussitzen müssen. Ich denke, das Play wird auch als Lehrmaterial für Schiedsrichter verwendet werden, um zu zeigen, wann etwas ein Targeting ist, und wann nur Un. Roughness. Somit hätte es ja zumindest auch was Gutes.

Quick Kicks:

  • Betty als Cheerleader an der Sideline. Toll!
  • Guter Stream von Rebels TV. Netter Kommentar, nicht zu Fanboy-lastig. Auch wenn mit einigen Wissenslücken.
  • Toller Stiff-Arm von Lukas Rehder im letzten Spielzug des dritten Viertels.
  • Das dritte und vierte Down bleibt die Achilles-Ferse der Defense. Die Jungs gehen danach zu selten vom Feld. Dringender Handlungsbedarf!
  • CJ Davis ist bei gegnerischen FG Versuchen extrem schnell beim Kicker. Heute hat es zwei PATs beeinflusst. Sicher „more to come“.
  • #80 hatte ein So-La-La-Spiel. 2 Drops, aber auch ein paar gute Fänge. Lass micht nicht hängen!
  • Hot-Dog-Count: 0, dafür aber den Boden mit Dr Pepper (die nicht so leckere deutsche Variante) versaut
  • Ich war noch nie im Mommsen-Stadion. Nach den Bildern verpass ich wohl auch nichts.
  • „Touchdown, Rebels, Touchdown“ ist der dritt-doofste Fangesang, den ich kenne. Nummer Zwei? „Wo gehts lang? Da gehts lang.“ Nummer Eins später im Jahr.
  • Wetter war gut. Sowohl in Berlin, als auch in Kiel.
  • Den Spielbericht der Canes findet ihr hier.
  • Morgen ist frei. Ick freu mir.

In their own words:

“ Einfach alles schief gegangen was schief gehen kann. Vom Snap über die Protection bis hin zu mir als Punter .“

Louis „Slash“ Müller (DB/P/RB) über die Punts via Facebook.

„Wir müssen gewaltig an unseren Specialteams arbeiten und die ganzen anderen kleinen Fehler, die uns momentan noch passieren einstellen. „

Benedikt Englmann, via Facebook.


Special Teams Only:

Ich hatte immer einen besonderen Platz im Herzen für Shane Andrus. Der Kicker war Stammgast im Camp der Indianapolis Colts, wurde jedesmal entlassen, weil Hall-of-Famer Adam Vinatieri im Kader stand (und immer noch steht). Man schickte ihn  in die NFL Europe, wo er für die Hamburg Sea Devils kickte, den World Bowl gewann und den letzten Punkt in der Ligageschichte erzielte (Wikipedia Eintrag dazu von mir…). In der NFL klappte es irgendwann dann auch. Kurz Einsatz für die Colts, als Vinatieri sich verletzte, dann Kicker bei Tampa Bay und am Ende San Francisco. Seine ernüchternde Statistik: 2/5 FGs, 10/10 PATs. Lange dachte ich, das wär ein schlechter Schnitt. Bis ich von Bob Timberlake las. Der Gute spielte QB und K/P an der Universität von Michigan (als Buckeye schaudert es mir schon bei dem Namen) und wurde in der dritten Runde der NFL Draft 1965 von den New York Giants ausgewählt. Seine Stats: 21/22 PATs. Und bei den Field Goals: Den ersten Versuch verwandelte er gegen die Steelers aus 43 Yards, danach wurde er nur als Kick-Off Spezialist eingesetzt. Bis sich der reguläre Kicker Andy Stynchula (nebenbei auch noch Defensive End!) verletzte. Seine Bilanz danach: 0 von 14. Es war auch sein einziges Jahr in der NFL. Er beendete seine Karriere also mit 1/15 oder 6.7% erfolgreichen Versuchen. Sicher, es war damals eine andere Zeit und als Kicker war man gut, wenn man über 50% erfolgreich war, aber auch davon war Bob weit entfernt. Er hatte danach immerhin eine gute Karriere als Pastor und Uni Dozent. Darin war er wohl deutlich besser.

Kalyn Kahler will Kicker loswerden. Ihr Bad Take bei SI.

Die Bears und ihre Kicker Suche wird das Thema des Sommers werden. Zumindest hier im SMK. Das Team versucht nun die „Augusta Silence“ Methode. Wie beim Golf wird alles still, sobald man ein Field Goal probiert. Komplett still. Interessantes Konzept.

Punted to a Podcast:

Heute geht es zum Klassiker „This American Life“. Da es davon mittlerweile fast 700 Episoden gibt, werde ich immer mal wieder ein paar persönliche Highlights rauspicken. Heute gibt es die Geschichte, welche mir bisher am längsten im Kopf geblieben ist. Episode 207 „Special Ed“. Act Three. Walkout. Veronica Chaters Bruder Vincent ist geistig behindert und arbeitet in einer Werkstatt. Doch eines Tages kündigt er seinen Job und stellt auch generell sämtliche Tätigkeiten ein. Bis die Familie (deren Geschichte übrigens unglaublich verrückt ist, Chaters hat sie in einem Buch beschrieben) eine Idee hat. Herzerweichendes Doku-Hörkino vom Feinsten.

Perfect Hold:

Preseason Spiele sind wirklich nicht der Hit. Da kann ich Roger Goodell ausnahmsweise mal Recht geben.

Die Bismarck Glaciers? Oder lieber die Anchorage Orcas? SI tippt (halb ernst/halb spaßig) auf kommende NFL Franchises.

Kicked somewhere else:

Schüler können ja gerne streiken. Aber hier hört der Spaß auf!

Die Opioid Krise in den USA und Kanada tötet nicht nur eine unglaubliche Anzahl an Menschen, die Beschaffungskriminalität nimmt auch seltsame Formen an. Auch Bäume sind da nicht mehr sicher.

Parken in New York ist schwierig. Park-Tickets gehören dort zum Standard. Auch für Eiswagen. Aber man muss die halt bezahlen. Sonst wird man abgeschleppt. Letzte Woche gleich 34 davon. Codename: „Operation Meltdown“.

The Science of Kicking (and Punting and everything else):

Kleine Sachen können einen großen Unterschied machen. Wasserfilter und bessere Kochstellen verbessern deutlich die Gesundheit.

Meine Frau liebt Otter (wer nicht?). Doch was passiert, wenn eine bedrohte Species wie der weiße Hai, Otter oder andere bedrohte Tierarten angreift? Soll der Mensch noch mehr eingreifen, als er es ohnehin schon tut? Eine interessante Frage.

Long-Snap Good-Bye:

They’re dashing and daring, courageous and caring, faithful and friendly, with stories to share

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