SMK -04- Crocodiles vs Canes

The Kick-Off:

Note: Ich war nicht in Köln und konnte das Spiel nur am Stream (wenn er dann mal lief) verfolgen. Wenn ihr im Stadion wart, teilt doch gerne Eure Erlebnisse in den Kommentaren.

Als Dominic Gröne seinen 20 Yard Kick durch die Stangen schickte war die 13:12 Niederlage der Canes bei den Cologne Crocodiles besiegelt. Zwar war noch knapp eine Minute auf der Uhr, aber das Momentum war weg, die Luft war raus. Zumindest bei mir auf der Couch. Die Chancen waren da gewesen, mehrfach. Aber in einer seltsamen Kombination aus Fouls, schlechten Plays, Fehlentscheidungen und es-soll-einfach-nicht-sein hat man ein Spiel aus der Hand gegeben, welches gewinnbar war. Mit einem Punkt zu verlieren tut weh. Mit einem Punkt unnötig zu verlieren ist zum Schreien. Aber fangen wir bei Gary an.

Am Vormittag und Mittag zogen einige schwere Gewitter über Kiel. Heftiger Regen überflutete unseren Müllkeller (passiert immer wenn es stark regnet) und einige Tauben suchten Schutz an der Regenrinne bei unserem Wohnzimmerfenster. Das macht Gary wahnsinnig. Halb in Angriffslaune, halb vor Angst erstarrt muss er die Tauben beobachten. Ich hab mich zu ihm gesetzt. So konnte es beginnen. So sieht Gary übrigens aus:

Garry!!

Zur Halbzeit ist Gary auf die Couch umgezogen. Nach 10 Minuten waren die Tauben nämlich wieder weg. Aber er ist sicherheitshalber noch eine Stunde dageblieben. Man kann ja nie wissen. Ich bin Gary auf die Couch gefolgt, immerhin hatte meine bezaubernde Frau was Leckeres zu Essen gezaubert. Und man musste sich vom Spiel erholen, von dem ich zu dem Zeitpunkt leider nur 2/3 gesehen hatte, da der Stream zwischenzeitlich ausgefallen war. Aber: Es stand 10-6 für Köln. Man hatte Dinge gesehen, die man kannte: Der erste Drive von Köln endete mit einem lockeren Touchdown, die Offense stotterte sich am Anfang einen zurecht, bis sie zum Ende doch in Gang kam und die Endzone fand, Kicks bleiben ein Abenteuer, Flaggen (überall Flaggen). Aber auch neue Dinge: Neue Spieler, Punts die tatsächlich Punts waren, eine Defense, die endlich mal dritte Downs stoppte und Julian Ampaw konnte gleich 2x in die Endzone kommen. Das erste Mal wurde wegen eines Holdings von Jonas Hagerup nicht gegeben (Flaggen, überall Flaggen). Die Couch war der richtige Ort für Gary und mich.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit verletzte sich der Kölner Quarterback Conor Miller. Nach dem Ausfall von GFL Rushing Leader Colby Goodwyn  letzte Woche der zweite Schock für die Crocodiles. Die Canes kamen gut aus der Kabine, das Laufspiel funktionierte und mit einem sehr wunderschönen Fang an der Seitenlinie machte Neuzugang Markell Castle den zweiten Canes Touchdown. Die 2PC klappte nicht, aber man führte 10-12.

Notizen, überall Notizen. Und ein Gary. Bild © Birte Sindt

Der Kölner Backup-QB Tobias Jamuzek wurde von Defense in Schach gehalten, bekam aber auch nicht immer die beste Unterstützung von seinen Passempfängern. Nur beim letzten Drive klappt es etwas. Nicht so sehr für Kiel. Die bisherige Saison lässt sich in einem Play zusammenfassen: Man hat Köln an der +34 Yard Linie in ein 3&9 gebracht. Noch zwei Minuten zu spielen. Wenn es jetzt einen Stopp gibt oder auch nur ein paar Yards zulässt, ist die Chance zu gewinnen extrem groß. Jamuzek wirft einen tiefen Ball nach rechts. Der Receiver hat seinen Cornerback Jan Abrahamsen geschlagen, Abrahamsen muss Boden gut machen und läuft mit voller Kraft. Der Receiver sieht sich um und findet den Ball in der Luft. Leider hat Jamuzek den Ball viel zu kurz geworfen, der Receiver muss also stehenbleiben und auf den Ball warten. Abrahamsen hat genug damit zu tun im Sprint zu laufen und kann sich nicht um den Ball kümmern, er muss erst seinen Mann haben. Der macht aber gerade eine Vollbremsung. Der Cornerback läuft in einen Spieler rein, der nur an einem Punkt steht, weil sein QB einen zu kurzen Ball geworfen hat. Der Pass wäre niemals vollständig gewesen. So aber: Flaggen, überall Flaggen. DPI #20, 15 Yards Strafe. 1st Down statt 4th Down. Momentum weg, die Toten leben wieder. Die Canes in einem Spielzug. Zumindest bisher. Es bleibt die Hoffnung, dass man Auswärts ein Spiel so knapp gegen eine favorisierte Mannschaft gestalten konnte, mehr Motivation bringt als das es demoralisiert. Bei Gary war das leider nicht Fall. Er ist nach drei Minuten eingeschlafen. Aber das machen Kater nun mal so. Man muss ihn ja nicht unbedingt als Vorbild nehmen.

Booming Punts:

Kommen wir zu einer guten Erkenntnis aus dem Köln Spiel: Punts sind nicht (ganz so) unsicher. Die Snaps kamen ganz gut, Louis Müller kickte den Ball ordentlich und das Coverage-Team machte einen anständigen Job. Da wurde doch einiges an Arbeit investiert. Das ein Punt zwar eine Hangtime von 4.8s, aber nur eine Distanz von 4 Yards hatte, werte ich mal als Betriebsunfall. Es ist nicht ganz einfach, den richtigen Weg zwischen Ich-investiere-alle-Schusskraft-in-Distanz (weit, aber flach) und Ich-will-den-Ball-schön-hochkicken (hoch, aber nicht weit) zu finden. In diesem Fall wollte Müller den Ball gezielt sehr hochkicken, da er sonst zum Touchback in die Endzone gegangen wär. Leider nicht gut getroffen, selbst der erhoffte Roll blieb aus. Aber: Deutlicher Schritt nach vorne.

Damit rüber zum Problem: PATs. Wenn man ein Spiel mit einem Punkt verliert, schaue ich natürlich etwas genauer hin. Wobei meine Kritik natürlich den Vorteil hat alle Informationen rückblickend verwerten zu können. Bei beiden Trys gab es Delay-of-Game-Strafen. Kein guter Ausgangspunkt. Der erste Kick kam nicht zustande, weil der Snap neben dem Holder landete und man noch froh sein konnte, das Köln den Ball erst am Boden sichern konnte und kein Return zustande kam. Die eigentliche Frage kam natürlich nach dem zweiten Touchdown. Soll man Kicken oder ausspielen? Man entschied sich für das ausspielen. Man änderte es auch nicht, als man wegen Spielverzögerung 5 Yards nach hinten musste. Das ist nicht ungewöhnlich, die 5 Yards sind für Receiver eher hilfreich, denn sie haben etwas mehr Raum um Passrouten zu laufen. Der Spielzug wieder Canes-typisch: Jake Purichia bekam Druck und nahm mal wieder die Beine in die Hand, wurde 2 Yards vor der Endzone getackled. Es blieb beim Spielstand von 10-12. In der Rückschau war es die falsche Entscheidung den Try auszuspielen. Man hätte kicken sollen, der Erfolgschancen dafür lagen bei etwa 85%, gegenüber 60% bei einer 2PC. Es ist immer besser Punkte auf dem Board zu haben, als Rechenspiele durchzuführen, dass 4 Punkte Führung den Gegner zum Touchdown zwingen etc. In der Rückschau kann ich so etwas aber auch leicht schreiben.  

Quick Kicks:

  • Die Kieler Fans im Stadion waren mehrfach schön im Stream zu sehen. Bestes Bild: Irina schreit und Wolfgang muss sich die Ohren zuhalten.
  • Die Schiedsrichter scheinen Röntgenblicke gehabt zu haben. Mehrfach gab es Time-Outs für verletzte Spieler, wo die Spieler selber nicht wussten, daß sie verletzt waren.
  • Zwei Picks sind nicht so gut. Wie sie zustande kamen, war allerdings noch schlimmer. Direkter konnte man den Gegenspieler kaum anwerfen.
  • Alles Gute, Nate Hodapp. Nach seiner Oberschenkelverletzung war er nie wirklich fit. Sein Ersatz Markell Castle hatte ja einen sehr guten Einstand.
  • Das Scouting von US Wide Receivern und Running Backs ist bei den Canes Deutschlandweit ganz vorne. Da werden jedes Jahr gute Talente geholt.
  • Beim coolen Kölner Maskottchen merkte man mal wieder, das Big Al zurückkommen muss.
  • Nochmal Schiedsrichter: Anscheinend wollte keiner mit Coach Zorn reden. Mehrfach wurden Strafen erst abgelehnt, dann angenommen. Lief nicht so bei denen.
  • Hot-Dog-Count: 0 (dafür gab es selbstgemachte Baked Beans…Und gerade Naschi. Mit Abnehmen wird es wohl eher nichts).
  • Kommentar im Stream war etwas nuschelig, aber als Ex-Kicker ist Ralf Kleinmann natürlich ein echter Held.
  • Den Spielbericht der Canes findet ihr hier.
  • Gary war der Meinung, ich sollte um 5:24 Uhr aufstehen. Das Konzept von Wochenende ist nicht so seins.

Special Teams Only:

Alle Kicker versemmeln ein  42 Yard Field-Goal und einer wird entlassen. Die Chicago Bears haben nur noch zwei Kicker (zumindest im Moment) auf dem Roster. SI berichtet außerdem, daß sich Rookie RB David Montgomery als Kicker angeboten hat. Hat angeblich mal ein 50 Yard Field-Goal in der High-School geschossen. Im Training. Tarik Cohen sagt, war wohl eher ein Punt.

Auch bei den Browns ist der Kicker-Job noch zu haben. Mit Austin Seibert hat man einen Kicker gedrafted, Greg Josephs Tage scheinen gezählt. **

Und Harrison Butker bleibt ein Chief. Und bekommt 20 Millionen dafür.

Punted to a Podcast:

Ich liebe Sushi. Bestimmt ist in Japan Sushi mit Lachs schon immer beliebt gewesen, oder? Nein! Gekocht hat man den Fisch gerne gegessen. Aber roh? Sowas macht der Japaner nicht. Wie es die Norweger doch hinbekommen haben diesen Markt zu erschließen erzählt Episode 651 von Planet Money.

Perfect Hold:

Mehr Spring League Drama: ESPN mit einem tollen Bericht über die AAF, und warum die Liga es als Business einfach nicht geschafft hat. Und wie blauäugig Tom Dundon war, Geld zu investieren. Und im gleichen Zuge fragt man sich, ob die XFL 2.0 erfolgreich sein kann.

Der CBA (quasi der Rahmevertrag zwischen der NFL und der Spielergewerkschaft) läuft mit Ende der Saison 2020 aus. Harte Verhandlungen mit der Chance eines Lock-Outs (also der Aussperrung von Spielern) stehen bevor. Andrew Brandt sagt daher (ziemlich richtig, finde ich): Fangt schon an mit den Verhandlungen.

Kicked somewhere else:

Ihr erinnert euch noch den Skandal im Bremer Bamf? Als die Leiterin angeblich eine Affäre mit einem Anwalt hatte und alle Anträge durchgewinkt hat? Benno Schirrmeister schreibt bei Übermedien, was davon übrig geblieben ist: Nicht mehr als ein Medienversagen. **

This Kick is presented by…

Heute mal ein Baseball Buch: The Bullpen Gospels: Major League Dreams of a Minor League Veteran von Dirk Hayhurst beschreibt den Weg des Pitchers vom College in die Major Leagues. Problem: Der Weg findet in den Minor Leagues statt. Busfahrten statt Flugreisen, mieses Essen, kleine Stadien, noch kleinere Gehaltsschecks. Ein tolles Buch mit sehr viel Humor geschrieben und sogar einem Happy-End. Der Autor hat mittlerweile einige Bücher nachgelegt, aber sein Erstlingswerk ist mit Abstand am Besten.*

The Science of Kicking (and Punting and everything else):

Endlich kann Schrödingers Katze gerettet werden!

Für die Entwicklung der Genschere CRISPR werden Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier in den nächsten drei Jahren einen Nobelpreis bekommen. Die Möglichkeiten dieser Technik sind unglaublich groß. Die ethischen Fragen aber auch. Embryos damit behandeln? Sicher nicht! Sagt der normale Menschenverstand. Familien, in denen Erbkrankheiten verbreitet sind, sagen: Nicht so schnell.

Exoplaneten haben immer langweilige Namen wie HD17156b. Aber bald nicht mehr alle. Zum 100jährigen Jubiläum der Astronomischen Union darf man den Namen über einige Planeten bestimmen. Deutschland darf über „HD32518b“ bestimmen, ein Planet von uns aus gesehen im Sternbild Camelopardalis (Giraffe). **

Long-Snap Good-Bye:

I know you’re working for the CIA. They wouldn’t have you in the mafia .“

** Artikel evtl. hinter Payschranke

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