The Kick-Off:
Note: Ich war heute nicht mit in Hildesheim und konnte das Spiel nur im Stream verfolgen. Wenn ihr im Stadion wart, teilt doch gerne Eure Erlebnisse in den Kommentaren.
Persönlich habe ich nichts gegen Hildesheim. Die Altstadt soll ja sehr schön sein, die Uni hat einen guten Ruf und wenn ich in familiärer Mission nach Mannheim fahre, mache ich meist an der Raststätte Hildesheimer-Börde das erste Mal Pause. Also, eigentlich habe ich nichts gegen Hildesheim und die Invaders. Aber diese Helme! Da krieg ich einen Hals. Dazu muss man natürlich verstehen, dass ich Ohio State Mann bin und die Erzrivalen der Buckeyes sind bekanntlich die Michigan Wolverines, deren Helme und Farben denen der Invaders einfach in meinen Augen zu ähnlich sind. Furchtbar!
Kommen wir kurz zum Spiel. Das halbe Team war offensichtlich im Uralub oder verletzt (alles Gute, #80) und so trat man mit gerade mal fünf Offensive Line Spielern und 28 weiteren Kämpfern an. Tim Egdmann musste sich in ein 52iger Trikot zwängen, um im Notfall auch in der Offense auszuhelfen. Der macht einfach alles fürs Team!
Der erste Drive der Kieler war so chirurgisch perfekt wie wie sonst nur meine Fähigkeit auch den letzten Tropfen Dr Pepper aus einer 355ml Dose zu quetschen. Pass Englmann, Pass Ofori, Lauf Richter, doofe Flagge Invaders, QB Keep, Pass TD Kwame Ofori, PAT (!) Bendikt Englmann. 0-7. Boom.
Ok, danach lief es in der Offense nicht mehr ganz so gut. Was besonders ärgerlich war. Denn da war heute doch einiges drin. An einen Sieg denke ich nicht, ich fürchte, Hildesheim hätte jederzeit eine Schippe drauf packen können (haben sie aber nie), aber man hätte noch etwas mehr für das Selbstvertrauen tun können.
Die Defense stand gut, was man nach dem ersten Drive auch nicht so erwarten konnten. Es machte doch etwas Angst, wie Hildesheim mit einer Kombination aus Play-Action-Fakes und Optionspielzügen 12 Yards pro Play machte und sehr zügig das Spiel ausglich. Das wurde im Laufe des Spiels aber deutlich besser. Auch weil die Invaders es einem mit ihren gewohnt häufigen Strafen etwas einfacher machten. So erzielten sie nur 27 Punkte, die wenigsten der bisherigen Saison. Gute Leistung der D, dazu jeweils ein Pick von Louis Müller und CJ Davis und natürlich der Kick-Off-Fumble zu Beginn der zweiten Halbzeit. Da hat DC Lars Trömel mit begrenztem Personal ganze Arbeit geleistet.
Wie oben erwähnt lief es in der Offense leider nicht mehr nach dem ersten guten Drive. Zwei Picks von Purichia, das Laufspiel wurde, bis auf zwei Läufe, beinahe komplett unterbunden und die O-Line konnte dem QB meist nicht viel Zeit geben. Center Kevin von Kroge muss wieder ins Snap-Camp. Da waren doch wieder ein paar hässliche dabei, liegt hoffentlich nur am Rost der Sommerpause.
Apropos hässlich: Erwähnte ich schon die Farben und Helme der Invaders? Grottig!
Mein Steckenpferd Special Teams schlugen sich tapfer. Bob Baumann vergeigte zwei Punt-Snaps, Louis Müller ist mittlerweile aber so cool darin, die Dinger aufzunehmen, dass er sich von sowas nicht aus der Ruhe bringen lässt. Nur ein Punt geriet etwas kurz, der Rest war aber Super. Benedikt Englmann setzte ein 34 Yard Kick rechts vorbei, was für eine zu starke Kompensation spricht, da der Kick von den linken Hashs kamen. Returns waren wie gewohnt eher mager, Coverage ließ leider einen langen Punt-Return zu, der zum letzten Touchdown führte. Naja, passiert leider mal.
Im Rückblick geht eine 27-7 Niederlage gegen das (vermutlich) zweit-beste Team in der GFL Nord vollkommen in Ordnung. Schade ist nur, dass es deutlich knapper hätte werden können, das man deutlicher hätte zeigen können, das man mit jedem Team der Liga lange mithalten kann. Trotzdem: Man kann mit erhobenem Kopf nach Hause fahren und sich auf Braunschweig vorbereiten. Die haben zumindest nicht ganz so schlimme Teamfarben.
Booming Punts:
Kommen wir zu der Situation, wo ich Kommentator Nicolas Martin (auch wenn ich es sehr ungern tue) Recht geben muss: Purichia auf Castle in der Endzone, drittes Viertel. Martin sagte: „Es ist entweder Touchdown oder ein Pass Interference.“ Recht hat er. Und er hätte auch sagen können: „Es ist ein Touchdown, trotz einer DPI.“ Gegeben wurde nichts von beiden. Schauen wir uns das mal an.
Touchdown? Ja, es sieht zumindest so aus, und auch mein erster Gedanke am Stream war: Touchdown, dragged. Markell Castle hat den Ball gefangen (und bis zum Ende nie verloren) und einen Fuß in der Endzone geschleift. Leider kann ich den Stream nicht Bild-für-Bild laufen lassen, im nächsten Bild sind sie schon eine halbe Sekunde weiter.
Etwas klarer sieht es bei der Frage nach der DPI aus. Der Verteidiger verteidigt nur den Mann, macht Kontakt, sieht nicht nach dem Ball. Warum wird das also nicht gecalled, obwohl doch drei Schiedsrichter die Augen darauf haben? Ich versuche mich mal in der Analyse:
Schiedsrichter Eins schaut auf den Fang, nicht die Füße. Dadurch verpasst er den Touchdown, denn er sieht zwar, dass der Ball gefangen wurde, aber nicht in welcher Position des Feldes. Da seine Seitenlinie aber die bedrohte war, hätte er auf den Boden gucken sollen, während Ref#2 den Fang (den er auch besser, da von vorne, sieht) beurteilen sollte. Ref#3 hatte eigentlich den besten Blick für Inbounds oder nicht, aber ist halt schon 25m weg. Er mischte sich auch nicht in die folgende Diskussion ein. So war also (nach meiner Meinung) der Touchdown entgangen. Wieso aber auch die DPI? Meine Erklärung: Die Schiedsrichter haben sich danach nur über Fang oder Nicht-Fang unterhalten, nicht über eine Passbehinderung. Da alle anderen Refs weiter weg waren, hat man dies wohl für korrekt erachtet. Wenn die DPI tatsächlich diskutiert wurde: Sorry, besser werden! Sonst wird aus 40m Entfernung eine Flagge geworfen, weil jemand einen Block in den Rücken auf der anderen Seite eines Punt-Returns gesehen hat, und hier wird eine unglaubliche klare Sache übersehen. Das bei einem 14-7 Spiel zu dem Zeitpunkt. Sehr unglücklich gelaufen.
Quick Kicks:
- Erstes Spiel auf Hildesheimer Seite für Aaron Boadu. Er stand am Ende noch auf dem Feld.
- Sehr cooles TFL von Lucas Biere im vierten Viertel.
- Florian Dannehl hat die Canes ja leider verlassen, Timothy Speckman hat die Special Teams übernommen.
- Fair Catches waren wohl nicht so in heute. Tat dann auf beiden Seiten mal ordentlich weh.
- Glückwunsch an Benedikt Englmann zu Fang Nummer 200 als Hurricane, Lukas Rehder machte die 100 voll.
- Gute Besserung an Jaleel Awini. Sah nicht gut aus.
- War es heute nicht so warm? Wieso gab es keine „Drinks“?
- Cooler Spielzug von Dennis Schipper, der durch Druck auf den QB die O-Line zu einer sehr deutlichen Strafe zwang.
- Den Spielbericht der KN findet ihr hier, den der Canes hier.
- Grüße von Gary. Er hat leider das Spiel im Flur verpennt, da war es kühler.
Special Teams Only:
An welches NFL Team denkt man, beim Begriff “Kicking Woes”? Richtig, Tampa Bay. Nachdem GM Jason Licht mit dem zweitrunden Pick von Roberto Aguayo 2016 böse gescheitert war, ist der Job eine Drehtür. Dieses Jahr hat man mit Matt Gay in der fünften Runde wieder einen Kicker geholt. Greg Auman über den früheren Fußballspieler, Walk-On und neue Hoffnung der Buccaneers.**
Punted to a Podcast:
Heute mal was Deutsches: College Football Germany macht in der Offseason eine Reihe mit Interviews zu einzelnen Teams. Den Ohio State Podcast konnte ich mir immerhin 10 Minuten lang anhören. „Friend of the Blog“, Ex-RB der Flensburg Sealords und Equipment-Legende Andreas Heddergott war in der letzten Ausgabe zu Gast und erzählt spannendes aus dem Alltag hinter den Kulissen und gibt seine Einschätzung zu den Missouri Tigers (natürlich) ab.
Perfect Hold:
Die NFL Training Camps haben begonnen! Auch bei den Arizona Cardinals. Rookie QB Kyler Murray sagt die Offense von Rookie HC Kliff Kingsbury kann bei den Profis funktionieren. Na, wenn der das sagt.
Kicked somewhere else:
Lange nichts mehr von selbstfahrenden Autos gehört? Ich auch nicht. Der Grund: Die Sache ist doch etwas komplizierter als Gedacht.**
Eine der besten Überschriften seit langem: „Mt. Vernon has 2 Mayors, and its Police Commissioner was just arrested“**
The Science of Kicking (and Punting and everything else):
CRISPR Studie beim Menschen? Geht los! 18 Personen, die an Lebersche Kongenitale Amaurose (den Personen fehlt ein Gen, welches Licht in Nervensignale übersetzt) leiden, werden behandelt. Bin gespannt.
Klimawandel? Kein Problem. Sagt der Gentoo Pinguin. Aber wohl auch nur der.
This Kick is presented by…
Was passiert wenn ein 52 jähriger Journalist mit Jahrzehnten Erfahrung arbeitslos wird und plötzlich einen Job in einem Start-Up bekommt? Liest es nach bei Dan Lyons (Englisch/Deutsch). Komisch und traurig zugleich. Das Unternehmen in welchem er tätig war ist übrigens mittlerweile knapp 8 Milliarden Dollar wert. Wieso? Weiß keiner. Verluste im letzten Quartal: 11 Millionen. Gewinn: Nie erzielt. *
Long-Snap Good-Bye:
“Your mom lets you have sharks in the house?”
*Amazon-Partner-Link
**Artikel evtl. hinter Paywall