The Kick-Off:
Heute gibt es mal etwas mathematisches…Ich nehme Lukas Rehder auseinander. Also, statistisch gesehen. Das Ganze natürlich zum Guten (hoffentlich).
Lukas Rehder ist ein Wide Receiver, sprich seine wichtigste Statistiken sind die Anzahl der Bälle, die er gefangen und wie viele Yards er dabei gemacht hat. Insgesamt sieht seine Bilanz so aus: (lt. GFL)
GP | No. | Yards | Avg | TD | Long | Avg/G | |
L.Rehder | 7 | 27 | 443 | 16.4 | 2 | 51 | 63.3 |
Lukas hat also in sieben Spielen, 27 Bälle gefangen, damit 443 Yards gemacht. Dies entspricht einem Durchschnitt (443/27) von 16.4 Yards pro gefangenem Ball. Er erzielte zwei Touchdowns, sein längster Passfang ging über 51 Yards und im Durchschnitt (443/7) hatte er 63.3 Yards pro Spiel gemacht. Zusätzlich hatte er noch zwei Läufe für -4 Yards, aber die lassen wir mal außen vor. Interessant ist seine Entwicklung: 2018 hatte er zum gleichen Zeitpunkt der Saison (bei identischem 2-4-1 Record der Canes) nur 6 Fänge für 85 Yards.
Die Statistiken der GFL sind sehr nett, aber sie sagen halt nicht alles. Wenn man die Zahlen so sieht, erscheint es, als wenn Lukas Rehder ein Big-Play-Mann ist, der relativ selten einen Passfang hat (weniger als 4 pro Spiel), dann aber für großen Raumgewinn (immerhin 16 Yards) den Ball nach vorne trägt. Statistisch kann ich berechnen, dass er nach der Anzahl der Fänge pro Spiel (4;3;2;6;3;6;3) mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit in jedem Spiel, wo er 2019 auf dem Platz steht mindestens einen (0,95 um korrekt zu sein) und maximal sieben (6,77) Pässe fangen wird. Durch den Mittelwert der GFL wissen wir, dass er 63 Yards pro Spiel macht, genauer betrachtet macht er 63,3 +/- 35,2 Yards (Einzelwerte: 66;26;89;72;68;60;62). Gemerkt wo das Problem ist? Richtig, im zweiten Spiel machte er nur 26 Yards (ich meine, er war da auch kurz verletzt), welches außerhalb der „Messunsicherheit“ für ihn liegt. Sowas nennt man einen Ausreißer (oder schicker Outlier) und wird zwar bei der Berechnung des arithmetischen Mittels der GFL (Summe aller Einzelergebnisse geteilt durch Anzahl der Einzelergebnisse) verwendet, da der Outlier aber über dem zweifachen der Standardabweichung der Einzelergebnisse liegt, sollte man ihn verwerfen. Lukas macht also eigentlich 69,5 Yards +/- 19,5 Yards pro Spiel. Klingt viel besser und ist auch realistischer. Interessant aber auch hier: Die meisten Passyards (89) machte er im Spiel mit den wenigsten Catches (2). Selbst seine 26 Yards wurden durch drei Passfänge erzielt. Lukas ist also tatsächlich der Mann für die langen Pässe.
Wären da nicht diese Zahlen: 6;4;2;4;5;5;7;7;7;6;9. n (Anzahl): 11 x quer (Mittelwert): 5,6
Das sind die Länge aller Passfänge von Lukas unter 10 Yards. Interessant ist hier vor allem n, da dies zeigt das 11 von 27 Passfängen (40,7%) kurze Dinger waren. Die „Wahrheit“ liegt auch hier eher in den Einzelwerten (Data not shown). Dann sieht man nämlich, dass er auch 9 Pässe von 20 Yards oder mehr gefangen hat, die im Schnitt 31 Yards brachten und damit für 61% seiner Gesamtyards verantwortlich sind. Weniger Catches waren zwischen 10 und 20 Yards (n=7) lang. Er ist also nicht ausschließlich der Big-Play-Mann.
Nochmal zurück zu den Yards, welche übrigens für mich die wichtigste Statistik bei Receivern ist. Touchdowns sind super, aber die Statistik nicht viel aus. Zwei Touchdowns erscheinen nicht viel, wenn man aber immer an der 5 Yard Linie getackelt wird, und danach zwei Laufspiele zum Touchdown führen, hat man als Receiver seinen Job gemacht. Punkt. Receiver haben allerdings häufig ein, sagen wir mal, gesundes Selbstvertrauen, und gucken daher immer auf die TDs. Unnötig.
Aber zurück zu Lukas. Er hat Pässe zwischen 2 Yards (Minimum) und 51 Yards (Maximum) gefangen. Insgesamt für (s.o.) 443 Yards. Oben hatte ich erwähnt, dass man Outlier eigentlich entfernen müsste. Wie wäre denn dann sein Durchschnitt, den wir ja mit 16,4 Yards von der GFL gemeldet bekommen? Hier kommt es zu einem interessanten Effekt. Zur Berechnung bleibt sein Durchschnitt bei 16,4 Yards, die Unsicherheit liegt hier aber +/- 25,8 Yards. Was bedeutet: Nur Werte die nach OBEN hin ausreißen, würden eliminiert werden. Jeder Catch ab 43 Yards wird gelöscht. Sind nur zwei, bringen aber seinen Schnitt runter auf 13,8 Yards. Wenn man aber sieht, dass immerhin 41% aller Fänge unter 10 Yards waren, erscheint auch dies noch hoch zu sein. Die einfache Methode des arithmetischen Mittels sorgt dafür, dass Ausreißer nach oben deutlich zu stark bewertet werten. Beispiel: WR1 fängt drei Pässe über 6, 4 und 41 Yards. Im arithmetischen Mittel macht er 17 Yards pro Fang. Zwei seiner drei Catches sind aber so deutlich darunter, dass der Durchschnitt verfälscht erscheint. Daher ist für eine echte Aussage der Durchschnitt bei Receivern eher kritisch zu sehen, da die Spannweite der Werte einfach zu hoch sind. Ein besseres Maß wäre der Median, der im Beispiel bei 6 wäre.
Und auch für Lukas wäre der Median besser geeignet. Er liegt bei 12 Yards/Fang. Das klingt endlich realistisch.
Jake Purichia hat übrigens bisher 58 Mal auf Lukas geworfen. Seine Quote ist damit 46,6%. Nicht besonders gut. ABER: Fast alle unvollständigen Pässe waren lange Pässe. Im „kurzen“ Bereich war die Quote deutlich besser (etwa 80%, die Daten sind hier etwas löchrig, weil die Statistiken nicht immer von Profis wie bei den Canes gemacht werden. Auch wenn bei Lukas, wenn ich mich recht entsinne, ein Fehler unterlaufen ist: Die zweite 2PC im Heimspiel gegen Düsseldorf machte Daniel Reinhardt).
Fazit: Lukas Rehder ist mehr als der Big-Play-Typ: Er fängt vier Bälle pro Spiel und trägt die (im Schnitt) jeweils für ein First-Down nach vorne. Ziemlich oft macht er sogar richtig großen Raumgewinn. Nur mit den Rushes klappt es noch nicht so.
Eigentliches Fazit: Der Text sollte eigentlich über die Anwendung von Statistiken in populistischen Zusammenhängen gehen. Aber ich denke die Quintessenz, die ich rüberbringen wollte, wird auch hier deutlich: Wenn jemand eine einfache Botschaft hat, die mit Zahlen belegt wird, sollte man immer sehr kritisch sein. Die Wahrheit ist niemals einfach. Lösungen erst recht nicht.
Und falls jemand die Statistiken im Excel-Format hat (insbesondere die Play-by-Play): Bin interessiert.
Special Teams Only:
Robbie Gould bleibt bei den 49ers. Die Bears macht das nicht glücklich.
Wer wird Nachfolger von Rafael Gaglianone bei Wisconsin? Collin Larsh, tippt der Athletic.**
Punted to a Podcast:
Jonathan Goldstein biegt in seinem Podcast „Heavyweight“ Dinge gerade, an die Leute (oder er selbst) seit langem denken oder verzweifeln. Sei es die verliehene Plattensammlung an einen Freund (der später als Moby zum Musikstar wird), welche man nie zurückbekommen hat oder das versprochene Hochzeitstape, welches man dann doch nie fertig gestellt hat. Nicht jede Episode ist genial, aber manche sind es mehr als Wert hier erwähnt zu werden. Für den Einstieg empfehle ich #22 Marcel. Jonathan stört ein Moment in einem Film, der in einer einzigen Aufnahme (Take) gedreht wurde. Ist nur ihm das aufgefallen? Wer ist der Mensch, der das machte? Und warum tat er das? Was zunächst als kleine Marotte von Goldstein beginnt, endet in einer Liebesgeschichte. Großartig!
Perfect Hold:
Auch NFL Coaches haben mal klein angefangen. Meist als Graduate Assistant (GA) an einem College oder als Praktikant.
Vor zwei Jahren war man noch sieglos. Aber jetzt wird alles gut für mich und die Cleveland Browns.
Kicked somewhere else:
Lesen und Mathe. Sehr viel mehr machen Grundschulkinder in den USA nicht mehr, da mit nationalen Testscores abgefragt wird, wie gut sie sind, und entsprechend Geld an Schulen ausgeschüttet wird. Und die Tests sind nun mal nur in Lesen und Mathe. Natalie Wexler schreibt, warum das keine gute Idee ist.
In Neuseeland wurden zwei Pinguine festgenommen: Sie hatten es sich in einer Sushi-Bar häuslich eingerichtet. „Something fishy“ beschreibt die Weillington Police die Situation.
Warum ich die lächerliche Summe von 4€ im Monat für ein Abo der New York Times ausgebe? Wegen Berichten wie diesen: Eine grandiose Recherche zum Brand von Notre Dame. **
The Science of Kicking (and Punting and everything else):
Durch den Klimawandel schmilzt in Grönland das Eis. Nicht nur schlecht für den Meeresspiegel, sondern auch für Archäologen. Die Überreste der Wikinger, bisher im Permafrost gut konserviert, verrotten.
Den Mars zu einer neuen Erde machen klappt nicht. Wenn man alle Ressourcen des Planeten zum Terraforming einsetzen würde, kommt man nur auf 7% der Erdatmosphäre. Wenn man den Effekt aber lokal begrenzt, könnte es klappen. Dank Aerogel.
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Wer seinen Football aufbereiten möchte, findet hier das richtige Werkzeug. Könnte eventuell auch günstiger gehen…*
Long-Snap Good-Bye:
“I know I’m not the greatest Rapper in the world.”
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